Dienstag, 17. September 2013
Der Geruch von Rauch und Regen
Der Geruch von Rauch und Regen vermischt sich und legt sich wie eine weiche Decke über die Mauern. Der sonst so beißende Geruch hat sich in eine angenehmes Aroma verwandelt und trägt Erinnerungen mit sich. Die Straßen glänzen noch vom Regen und die Luft ist abgekühlt. Ein paar Menschen sind unterwegs, nach dem Regenguss trauen sie sich wieder auf die Straße. Ein lachendes Paar schlendert den Bürgersteig entlang. Die Reifen des Rades hinterlassen ein plätscherndes Geräusch auf den Steinen... ihre Augen verfolgen, wie jemand den Fahrradweg passiert.
Morgen fliege ich wieder nach Hause denkt sie, während sie hält. Obwohl die Straße menschenleer ist, wartet sie. Auf der rechten Seite wird eine Ampel grün und sie überquert den Asphalt.
Eine leise Angst beschleicht sie und sie schaut über die Schulter zurück...nichts.
Wie ein dunkler Schatten fällt eine Erinnerung auf sie und scheint sich in der Straße mit den Häusern zu beiden Seiten auszudehnen.
Sind nicht alle Erinnerungen Schatten?! Denn ein kühler Schattenplatz an einem heißen Tag ist auch sehr angenehm, doch in der Nacht ist jeder Schatten eine Gefahr.
Erinnerungen legen sich auf unser vergangenes Leben und ob wir wollen oder nicht können wir ihnen nicht mehr entgehen. Sie gehören zu uns dazu und egal wie viele Kilometer man zwischen sie bringt, Entkommen ist keine Möglichkeit.
Sie war geflohen, vor drei Jahren hatte sie die Insel verlassen und war hierher gekommen. Diese Stadt war ihr zu Hause geworden und während sie sich umschaute, sah sie so viele Dinge die sie hier liebte. Die lachenden Menschen in den Cafés.
Während sie den Fluss überquert schaut sie, wie sich die Silhouette der Stadt im Wasser spiegelt. Die Lichter verzerrt und schwankend. Es wirkt wie eine andere Welt.
Am nächsten Morgen um sechs Uhr vierzig ging ihr Flug zurück. Das bedeutete, dass sie die Stadt verlassen musste, wenn es noch dunkel war.
Würde sie nie wieder sehen.
Hier hatte sie eine Menge Menschen getroffen und Bekanntschaften gemacht. Manche waren ihr mit Argwohn, Andere mit Interesse entgegen getreten. Doch ein paar Abweisungen und Verhaltensweisen hatten sie tief getroffen.
Einige Wenige zählte sie zu ihren engsten Freunden. Darunter das Mädchen, welches schon am ersten Abend in ihrer neuen Wohnung einfach gekocht und Freunde und Nachbarn eingeladen hatte. Damals war sie noch sehr schüchtern und schreckhaft gewesen. Doch mit einer solchen Wärme hatte sie nicht gerechnet. Ihre Wohnung wurde kurzerhand mit Möbeln für den Abend aus den anderen Wohnungen ausgestattet. Ein paar wurden nicht mehr abgeholt oder sogar expliziert dort zurück gelassen. So entstand eine kunterbunte Mischung und ein zu Hause. Sie bog gerade in die Straße ein, in der sie wohnte und sah ihn noch um die Ecke verschwinden. Ein leichter brennender Schmerz breitete sich aus, als die hohe Gestalt im Licht der Straßenlaternen abbog und verschwand.
Sie hatte ihn auf ihrer Arbeit kennengelernt. Genauso wie sie schien er ein Flüchtling zu sein, seine Blicke schossen ebenso hin und her wie ihre Augen manchmal. Nachts wachte er manchmal aus dem Schlaf hoch und tastete erschrocken nach ihrer Hand, wie um zu überprüfen ob sie noch da wäre.
Als sie den Hausgang betrat fröstelte sie. Die sonst vorherrschende Wärme im Haus war verschwunden. Mit großer Sicherheit war die Heizung immer noch nicht an.
Die Dunkelheit umfing sie, als sie in ihre Wohnung trat... wie ein Freund.



Mittwoch, 10. April 2013
New York- Washington Square



Dienstag, 9. April 2013
Griechenland

Es rumpelte ziemlich heftig als der kleine Geländewagen über einen Stein auf dem staubigen Abhang rollt. Die Reifen drehen durch und eine Wolke steigt hinter dem Fenster auf. Vor uns der Volvo hat auch seine Mühen den Berg wieder hinauf zu kommen. Doch der Ausblick lohnt sich. Die Bäume lichten sich und geben den Blick auf ein azurblaues Meer frei. Die Sonnenstrahlen der Mittagshitze spiegeln sich auf den Wellen und durch das Fenster weht der Geruch nach Meer und heißer Erde. Wir rollen vor einem kleinen grünen Metalltor aus. Hinter einem verkrüppelten Olivenbaum steht eine winzige Hütte. Gegenüber verschwindet ein kleiner Pfad in dem Pinienwald. Die Hitze trifft auf die Haut und legt sich auf sie wie ein warmer Stoff. Die Pinien werfen Schatten und kein Hauch bewegt auch nur einen Grashalm. Wie von alleine folgen meine Füße dem Pfad und in dem Schatten riecht es muffig und geheimnissvoll. Große Steinquader liegen herum, wie Bauklötze die ein Kind vergessen hatten. Der Weg führt zwischen Moos bewachsenen Stämmen und Steinkolossen zu einem Strand. Er ist bedeckt mit Steinen aller Art. Die Wellen lecken am Ufer und es rauscht. Die blaue Farbe zieht sich bis zum Horizont. Was ist dahinter? Ein zerfallenes Haus am Ufer zeugt von dem plötzlichen Verlassen des Ortes. Wer hat es gebaut? Wo sind sie hin? Und was wollten sie dort?